Zur Geschichte der Hanse
Ursprünglich bedeutete das Wort «Hanse» eine Vereinigung der Kaufleute und ab dem 13. Jahrhundert einen mächtigen Bund der norddeutschen und der in den durch Deutsche kolonisierten Ländern entstandenen Städte. Im 12. bis 13. Jahrhundert wurden in Nordeuropa erstmalig in ihrer Geschichte feste Handelsbeziehungen auf dem riesigen Gebiet von England bis zum russischen Land und Finnland gebildet.
Die ersten Handelsgilden erschienen bereits im 12. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert in Deutschland erreichten sie ihren Höhepunkt. Sie nutzten die vorteilhafte Lage Deutschlands auf Handelswegen, und solche Städte wie Mainz, Köln, Lübeck entwickelten sich vor allem durch den Handel. Die Hansa war ein Monopolvermittler zwischen den produzierenden Gebieten des nördlichen, westlichen, östlichen und teilweise Mitteleuropas: England, Flandern und Norddeutschland lieferten Tuch, England, Mitteleuropa und Skandinavien - Metalle, Norddeutschland und die Westküste Frankreichs - Salz, Osteuropa - Pelze und Wachs.
Die Hansa stellte eine Allianz von Handelsfamilien dar, die durch familiäre Bindungen und persönliche Beziehungen verbunden war. Die Schwäche der Organisationsstruktur war zugleich die Stärke der Hansa, die sich in verschiedenen Handelszonen leicht an unterschiedliche Bedingungen anpasste.
Die Stadt Lübeck wurde die höchste Justizbehörde des Städtebundes. Hier gab es Treffen von Vertretern der Hansestädte (Hansetage), an denen interne und externe Angelegenheiten diskutiert wurden. Entscheidungen der Sitzungen waren für alle Teilnehmer des Bundes gültig.
Das 15. Jahrhundert wurde die Blütezeit der Hansa. Im Norden Europas tauchten neue Städte auf und wurden schnell zu Kultur- und Handelszentren. Hier wurden Straßen und Kanäle gebaut. Es wurden neue Handelsregeln festgelegt, ein neues Maß- und Gewichtssystem wurde gesetzlich beschlossen.
Wegen des Mangels an der zentralisierten Steuerung zwischen den westlichen und östlichen Teilen des Bundes begannen Zwieträchte. In Europa begann die Ära der großen geographischen Entdeckungen, Seestreitkräfte Großbritanniens und Dänemarks gewannen an der Größe, nationale Monarchien begannen ihre Gestalt anzunehmen. Nach der Gefangennahme von Nowgorod im Jahre 1494 durch Iwan III. wurden die hanseatischen Kaufleute von dort vertrieben, und die Hanse verlor ihre Bedeutung im Osten Europas. "Grafenzwietracht" und der Siebenjährige Nordkrieg haben einen entscheidenden Schlag auf die Hanse in Nordeuropa verursacht.
Formal bestand die Hanse bis 1669, aber das war schon kein mächtiger Bund wie früher. Im Hansebund selbst verschärften sich die Gegensätze zwischen den Städten, Lübeck setzte oft eine selbständige Politik durch die Gründung eigener Handelsniederlassungen durch. Mit anderen Worten - die Hanse spielte eine wichtige Rolle in Europa in der Zeit der einfachsten Kapitalverhältnisse, es gab fast keinen Kredit und das Versetzen des Welthandels in den Atlantischen Ozean hatte eindeutig nachteilige Auswirkungen auf sein Schicksal.
Bedeutend war die Rolle der Hanse in der Geschichte Russlands, die Beziehungen der Hanse zu russischen Städten ist eine ganze Epoche in ihrer Geschichte.
Pskow und die Hanse
Was lockte die Kaufleute aus Hansestädten nach Pskow? Die wichtigste Exportware in Russland waren die Pelze, die Gebiete der Pelzgewinnung waren aber unter Kontrolle von Nowgorod, auf Pskow entfiel nur ein kleiner Teil der nach Westen verkauften Pelzwaren. Aus Pskow wurde nach Europa meistens Wachs ausgeführt. Im Alltag eines mittelalterlichen Menschen war Wachs von derselben Bedeutung wie heute Elektrizität.
Für Pskower war die Lieferung von Salz sehr wichtig. Salz war nicht nur ein Lebensmittel, sondern auch ein der Rohstoffe für das Ledergewerbe. In Rus, auch im Pskower Land, wurde Salz nicht genügend gewonnen, darum war es eine der wichtigsten Importwaren.
Ein wesentlicher Teil des Warenstroms fiel im Mittelalter auf Alkoholwaren. Die Weine waren teuer und wurden nach Rus nur in kleinen Mengen eingeführt, solche Alkoholgetränke wie Honigwein und Bier wurden aber in Mengen eingeführt. Im Pskower Land wurde der eigene Honig produziert, ein Teil davon wurde nach Dorpat und andere Städte verkauft.
Deutscher Strand
Mit wem und wie hatten die Pskower Handel geführt? Eigentlich mit allen Hansestädten – Lübeck, Danzig, Riga, aber vor allem mit Reval (Tallinn) und Dorpat (Tartu). Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts war Pskow der führende Partner von der Hanse. In den Jahren 1582 und 1607 erschienen in Pskow die ersten deutsch-russischen Sprachführer. Die Gewinne von den Handelsgebühren in Pskow waren doppel so hoch wie in Nowgorod und gleich dem in Moskau.
Besonders ausführlich wurde auf die Handelsbedingungen der Pskower und Dorpater Kaufleute im Vertrag von 1474 eingegangen. Für die Kaufleute beider Seiten galten die Garantien der «sicheren Wege», d.h. des freien Handels in den Städten, die den Vertrag geschlossen hatten, sowie auch der Durchreise mit Waren in andere Städte.
Laut gegenseitigem Vertrag wurde auf die Zollgebühren verzichtet: es wurde beschlossen «Klötze» (Schlagbäume) abzuschaffen und «Mitbringsel» (Gebühren) nicht zu entrichten. Den sich im Ausland befindlichen Kaufleuten wurde das gleiche Gericht wie den Einheimischen sichergestellt.
In baltischen Städten gab es keine Kaufmannshöfe, so galten orthodoxe Kirchen für die russische Kaufmannschaft in Livland als Vereinigungszentren.
In Pskow lebten deutsche Kaufleute auf dem sogenannten «deutschen Strand» in gemieteten Häusern der russischen Kaufleute. Der «Deutsche Strand» ist der sich dem Kreml gegenüber befindliche Uferabschnitt an der Pskowa. In den Jahren 1520 (das genaue Datum liegt nicht fest) wurde der deutsche Hof in Pskow eröffnet. Der Hof auf dem «deutschen Strand» bestand bis zum Anfang des Livländischen Krieges, im Jahre 1562 wurde er durch Brand vernichtet. Der deutsche Hof wurde in Pskow erst nach dem Livländischen Krieg in den Jahren 1580 jenseits dem Welikaja Fluss, dem Kreml gegenüber wiederaufgebaut. An derselben Stelle entstand der Hof von Lübeck, der Hauptstadt der Hanse.